20. November 2014

Mich beschäftigt im Moment das Thema "Überfluss" sehr. Und die Gesellschaft, in der wir leben. Jene Gesellschaft, die im Überfluss lebt. Ich bin Azubi. Ich habe nach Abzug der monatlichen Miete von 210 Euronen noch ca. 400€ für Lebensmittel, Kleidung und alles andere im Monat. Das ist nicht besonders viel. Aber ich kann mir dafür schon unglaublich viel leisten. Ich kann in einen Supermarkt gehen und die Lebensmittel kaufen, die ich wirklich mag, und das sehe ich schon gar nicht mehr, dass ich das halt kann. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Oftmals, wenn durch unseren riesigen Laden gehe (der 1,5 km von meiner Wohnung entfernt ist) frage ich mich, wer diese Lebensmittel alle kaufen soll, und wie viel von all diesen Waren weggeschmissen wird und wie viele Leute, die sich keine Lebensmittel leisten können, von dem, was wir so wegschmeißen, satt würden. Das soll jetzt nicht son Aufruf zu "Helft den Armen" sein, aber ich glaube, dass viele Leute in unserer Gesellschaft das gar nicht mehr wahrnehmen, wie gut es uns eigentlich geht. Wir hetzen alle von einem Termin zum nächsten, nehmen uns keine Zeit, die wir mit unseren Freunden oder unserer Familie verbringen, wir leben gar nicht mehr richtig. - Obwohl wir´s könnten. Bisweilen gehe ich in den Supermarkt und bringe dort Stunden zu, weil mich das Angebot wirklich überfordert- da gibt es 5 Regale voller Obst und Gemüse, und mindestens 15 verschiedene Sorten Kaffee(pads) (ungelogen). Und ich glaube, wenn man das Leben einfach entschleunigen könnte, dann würden nicht so viele von uns krank sein. Wenn es Lebensmittel nicht so zu Hauf geben würde, dass einige Leute das Gefühl "Hunger" gar nicht kennen, dann würden nicht so viele Leute an einer Essstörung leiden (ist meine Meinung), und wenn man sich mal Abends gemeinsam mit seinen Eltern oder Kindern oder Geschwistern oder wem auch immer, an den Tisch setzen könnte, um gemeinsam etwas zu essen, oder zu erzählen oder so, dann würden auch nicht so viele Menschen depressiv sein. Ich glaube halt, das viele Leute am Wohlstand kaputt gehen. Klar, es wäre nicht einfacher, wenn man nicht genug Geld für Lebensmittel hätte, dann hätte man andere Sorgen, aber ich glaube, ihr wisst, was ich meine.

Ich weiß im Moment einfach nicht so recht, worüber ich schreiben soll, aber dieses Thema hat mir irgendwie schon länger zu schaffen gemacht. Was denkt ihr denn darüber? Ich bin neugierig.
Ansonsten meld ich mich bestimmt die Tage wieder, insgesamt gehts mir gut, sehr gut sogar, Essen klappt ungewöhnlich gut, Arbeit macht ab und zu wieder Spaß und ich plane gerade meinen freien Samstag. Meine beste Freundin wird Kino-Karten reservieren, mal schauen, vielleicht treffe ich noch meine schwester, ich weiß es noch nicht genau.

Eure Neva

3 Kommentare:

  1. Du hast vollkommen Recht meine Liebe. Du hast sehr treffend in Worte gefasst,was mir des Öfteren auch schon durch den Kopf ging. Vor allem deine Aussage, dass weniger Menschen depressiv wären, wenn es mehr Gemeinschaft gäbe und mehr gute Gespräche miteinander und so weiter, hat mich berührt. Ich bin selber depressiv und kenne einige Menschen, die an dieser Krankheit leiden. Und eines der schlimmsten Dinge (zumindest für mich) ist es, wenn ich eh schon denke, dass ich überflüssig bin, wenn man mich darin bestärkt, sei es absichtlich oder unabsichtlich. Gute Gespräche mit lieben Menschen können schon einiges bewirken manchmal.
    Genau so glaube ich auch, dass weniger Menschen überhaupt in diesen Teufelskreis aus Einsamkeit, Alleinsein, wertlos fühlen...etc. reinrutschen würden, der am Ende im schlimmsten Falle in Selbstzerstörung jeglicher Form oder Suizid mündet, wenn ihnen zugehört werden würde.

    Was die ES angeht, das kann ich weniger beurteilen, da ich nie davon betroffen war. Allerdings kann ich mir auch hier gut vorstellen, dass du Recht hast. Dass der Überfluss an Lebensmitteln, die permanente Verfügbarkeit einer solch gigantischen Auswahl an Essen Probleme hervorrufen kann.

    Entschuldige, dass ich dir hier jz so den Blog zuspamme, dabei kennst du mich glaube ich nicht einmal :D
    Ich lese aber schon seit einer Weile deinen Blog und weil dieser Text hier mich echt berührt hat, dachte ich ich melde mich mal zu Wort.

    Ich lass dir noch liebe Grüße da :)
    Kathiwhatelse

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  2. 210€miete? oO du kannst nicht deutschland leben!!!! bin bei 600€ und keine 30m² -.-
    also es gibt schon kooperationen zw supermärkten und den tafeln, missstände sind aber nie ganz zu eliminieren. also ich brauch nie länger als 10min zum einkaufen, ich weiß vorher was und wieviel ich will, links und rechts, was es anderes gibt, schau ich gar ne und ich seit einigen jahren bei 0% weggeschmissener lebensmittel. das geht durchaus, aber es bedeutet ein stück weit verzicht und weniger auswahl d.h. ne 3-4 käse- und wurstsorten, ne 5-6 obst- und gemüsesorten, sondern nur jeweils eine und erst wenn die aufgebraucht is eine neue, aber wie du sagst, wie dir wird es wohl den meisten deutschen gehn und die ergebnisse sind verherend. qual der wahl, gell.

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  3. Du bist nicht alleine. Ich mache mir über solche Dinge auch total viele Gedanken udn reflektiere auch mein Handeln immer voll stark...der Überfluss, die Abhängigkeit von Handy, Internet und Co, das Problem mit der Zeit, etc.
    Ja, wir leben hier im Überfluss, aber so manch ein Supermarkt in Südamerika sieht nicht anders aus. Wir haben zu viel und wissen dies nicht zu schätzen, nehmen alles als gegeben hin. Es ist viel zu einfach geworden unsere Bedürfnisse zu befriedigen, sich Nahrung zu beschaffen. Essen ist nicht mehr ein reiner Akt der Selbsterhaltung oder etwas besonderes, sondern etwas nötiges, das zu oft zwischen Tü und Angel geschiet, auf dem Weg zu Bahn, in der Uni zwischen zwei Vorlesungen, etc. Eigentlich traurig, nicht? Wir leben in einer zivilisierten Welt, haben (fast) alles was man sich wünschen kann und dann so was, wo es im Gegenzug anderen Menschen in vielen Teilen der Welt wirklich um einiges schlechter geht als uns, und sie z.T. große Probleme haben mit dem wenigen Geld was sie haben, sich über Wasser zu halten und ihren Kindern genug zu Essen zu geben.
    Es ist einfach eine total verquerte Welt.
    Und diese ganzen verschiedenen psychischen Probleme, die wir haben, sind oft ein Resultat unserer Gesellschaft, dem Überfluss, etc., wobei ich nicht leugnen will, dass es leider auch andere Gründe gibt (wie kaputte Familien, etc. - doch ist das dann nicht auch das Ergebnis der Gesellschaft?). Natürlich gibt es diese auch in vielen anderen Ländern, oft aber aus anderen Gründen. Dort, wo ich ich in Südamerika ein Jahr lang gelebt habe, kann ich an einer Hand die Anzahl der Personen abzählen, die ähnliche Probleme, wie einige von uns haben (Magersucht, SVV, etc.). Natürlich ist das kein Maßstab, aber es fällt trotzdem auf, dass sie in unseren 1.-Welt-Gesellschaften in einer anderen Häufigkeit bzw. unter anderen Zusammenhängen/Gründen auftreten.
    Als ich nach einem Jahr wieder hier war, war ich damals richtig überfordert. Nicht nur dieser ganze Überfluss an allen Ecken und Enden - wenn man ins Restaurant geht, dann diese 1000 Auswahlmöglichkeiten, schrecklich! - auch diese ganzen Preise (okay, für Südamerikaner is es im eigenen Land natürlich auch nicht spotbillig^^) und dann noch ganz andere Eigenarten unserer Gesellschaft wie oben schon erwähnt, dasmit Abhängigekit und Zeit und so weiter.
    Ich könnte hier stundenlang weiterschreiben......aber ich denke fürs erste sollte das mal reichen ;)
    Hab dich übrigens getaggt ;)
    abrazos
    maría

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