14. Oktober 2019

Und immer wieder der Herbst.

Es ist Mitte Oktober, der Herbst hat mit einem großen Knall eingesetzt. Zwei Wochen lang konnte man das Wetter nur mit einem Wort beschreiben: Ekelig.
Mit ein bisschen Glück sitze ich in 2 Wochen schon in meiner neuen Wohnung.
In drei Wochen garantiert. Heute habe ich die Kaution geregelt und ich kann es kaum erwarten, mein eigenes Reich zu haben.
Hier in der Zwischenmiete ist mein Bett mein Rückzugsort. Ist das doch größtenteils wie immer, bunt, mit Plüsch-Schafen und ganz vielen Kuschelmöglichkeiten.

Nur verbringe ich außerhalb der Arbeit fast meine gesamte Zeit dort. Ist aber unpraktisch, wohnt die Depression doch direkt daneben.
Ich habe Angst vor der dunklen Hälfte des Jahres.

Und ich vermisse das Leben, das ich in Münster führte. (So jetzt ist es raus, aber ich weiß auch, dass ich da so einiges glorifiziere.)

So. Was kann ich tun, auspobieren, um durch die dunklen Monate zu kommen?
Zuerst einmal... diese Leute, die in Münster, meine.. Freunde... die sind ja nicht tot. Ich kann ein Telefon nehmen und sie anrufen.
Ich hab da irgendwie... einen Cut gesetzt. Glaub ich. Wenn auch unterbewusst.
Das macht den Schmerz wahrscheinlich nur größer. Und die Schwere des Lebens größer.

Und ich muss aus diesem Bett raus. Raus ins Leben. Nu bin ich ständig müde. und dann denk ich immer: Ich muss jetzt sofort schlafen.
Und dann geh ich ins Bett. Mitten am Tag. Oder so.
Nur ist die Müdigkeit glaube ich viel mehr eine Überforderung, mit mir durchgehend... naja. zusammen zu sein. Ich zu sein. Mit meinem hyperaktiven Kopf zu leben. Und dann bricht wahrscheinlich wieder alles ein.
Und ich lache nicht.
Fast gar nicht mehr.
Traurig ist das, bin ich doch eigentlich ein alberner Mensch.

Jedes Jahr, wenn der Herbst kommt, denke ich, jetzt schreibst du wieder mehr auf dem Blog.
Liest wieder mehr. Gehst mehr den Hobbys nach, die nicht draußen stattfinden. Gehe in die Schwimmhalle oder in die Kletterhalle. Spiele Gitarre.
Ein Versuch ist es auch dieses Jahr wieder wert.

Außerdem habe ich dieses Jahr das Joggen wieder für mich entdeckt. Diesmal sogar längerfristiger.
Im April hab ich angefangen. Bis Anfang August bin ich mehrmals in der Woche gelaufen, meist alleine, manchmal mit anderen zusammen. Dann habe ich bei einem Staffellauf teilgenommen, ein wirklich grandioses Gefühl. :)
Jetzt, vor ein paar Tagen war ich das erste Mal im Regen joggen.
Das war... schön.
Komisch, hätte ich nicht gedacht, aber vielleicht versuch ich, so lange wie es geht, an dieser Tätigkeit dran zu bleiben, entspannt es mich doch irgendwie.
Es ist wie ein ... innehalten. Kurz aus dem Chaos, dem Gedanken-Wirbel auszusteigen. Auch wenn es nicht wirklich entspannt, so ist es doch wie eine Pause, als würde ich einen Gang runter schalten.

Ich weiß nicht. Momentan ist alles wie eine Achterbahn im dunkeln. Alles zwischen "wird schon" und "Ich will nicht mehr". Und nie weiß man, was als nächstes kommt. bzw. wann es kommt.
Das ist anstrengend. Und Anstrengung macht müde.
Und Müdigkeit macht... ach was.

Ich weiß nicht, wie ich da weitermachen soll. aber durchhalten muss ich sowieso.
Und irgendwann, wird es auch wieder einfacher.

Liebe Grüße,
Neva

3. Oktober 2019

Wer ich sein wollte...

Ich wollte immer die Starke sein.
Schon als Kind. 
Wollte die Familie zusammenhalten.
Kontrollieren, worauf ich keinen Einfluss hatte.
Suchte mir Vorbilder,
Menschen, die es nicht gibt. 

Charaktere aus Büchern, Filmen, Serien. 
Oder eben reale Menschen, die ich eben so einschätzte, stark, unabhängig, kraftvoll.
Dabei machte ich mich immer abhängiger.
Abhängig von Bildern, Vorstellungen, unerfüllbaren Ansprüchen.

Ansprüchen, die ich zu meinen Erwartungen machte.
Erwartungen, die keiner an mich hatte.
Nun weiß ich das. 
Vielleicht.
Manchmal. 

Ich bin nicht die, die ich sein wollte.
War es nie. 
Ich bin zerbrochen. Kaputt gegangen an einer Realität, 
die ich immer "falsch" eingeschätzt habe.

Heute war ich draußen, nach Wochen, die stressiger nicht sein konnten, habe ich am Auszugs-Wochenende gemerkt, wie "schwach" ich doch bin. Wie sehr ich von dem Bild entfernt bin, das ich erreichen wollte.
Die Krankheit wütete in meinem Kopf. Ich war machtlos.
Und habe zeitweise aufgegeben. War nicht stark. Habe nichts kontrolliert.
Mein Kopf hatte den Ausschalter betätigt.
Und meine Mitmenschen mussten es "ausbaden".

Nun stehe ich da. Mit diesen Erfahrungen und stehe da. 
Bin da. 
Ich. 
Wie ich bin. 

Ich wollte nie das schwache Glied sein.
Dieses Wochenende habe ich mich so gefühlt.
Alle haben gewerkelt, haben sich angestrengt, waren aktiv.
Und ich.
Bin einfach ausgefallen. Irgendwie. Rein Thematisch.
Doch wäre es nicht stark, sich jetzt endlich endlich allem wirklich und ehrlich zu stellen?
Aktiv loszulegen, zu erforschen, wie was zu was führt, wie ich weitermachen kann?

Ich glaube, ich rede mir ein, dass alles gut ist. Immer dann, wenn es gerade "rund läuft".
Wenn es aber eher eckig läuft, was dann?
Früher lief es fast jeden Tag eckig, da bin ich weg. Dafür bin ich dankbar und ich weiß, dass das ein Fortschritt ist.
Aber wenn der Stress zu groß ist...
Fühle ich mich schwach.
Hilflos.

Wäre es nicht auch stark, daran zu arbeiten. An und gerade IN den stressigen Phasen?
Wäre es nicht auch stark, meine gefühlte "Schwäche" zu benutzen, und daraus etwas zu machen?
Wäre es nicht auch stark, meine eigenen Dämonen kontrollieren zu können und ...

ja, und dann?
Geschichten zu erzählen. 
Theater zu machen.
Anderen Dämonen entgegenzutreten und zu schreien: "Stop, so geht es nicht!"
Dämonen entgegenzutreten und die Kraft aufzubringen, Stop zu sagen. 
Kraft zu sammeln.
Und. 
Zu sein. 
Die ich bin. 
Nicht die, die ich immer sein wollte. 
Denn so einen Übermenschen gibt es nicht. 


Danke.

Und nein. Ich bin mir nicht sicher. Dass das der Weg ist. Aber eine Möglichkeit. Ich bin nicht sicher, aber irgendwie ist es mein Wunsch. Wenn ich nicht schon dieser Übermensch sein kann, dann doch wenigstens einer, der gemeinsam mit seinen Dämonen etwas auf die Beine stellt... und nicht kapituliert. Die Frage ist nur. Wie.
Aber das klärt sich sicher noch :D