30. September 2016

Eines meiner größten Probleme war es immer, dass ich irgendwann weitermachen muss, mit dem Leben.
Egal wie krank ich war, oder wie gestört ich bin, irgendwann, wenn das vorbei ist, muss ich wieder zurück in dieses große, beängstigende Leben. Man kann sich so prima verstecken, hinter seinen Problemen vor diesem großen Monster namens Leben.

Warum habe ich immer so viel Angst davor? Wahrscheinlich schlicht und einfach deshalb, weil ich Angst habe, zu versagen. Nicht belastbar genug zu sein für "da draußen". Außerhalb meines Kopfes.
Ich stelle mir das immer vor, wenn man "gesund" ist, dann muss man dieses Rennen mitmachen, dieses Kompetenzgerangel, seinen Platz finden, wo man gut ist und blablabla.

Aber gestern Abend ist mir dann etwas klar geworden.
Mein Leben kann alles sein.
Es muss gar keinen Platz in der Gesellschaft sein, die sich so aufführt, als wäre sie gestört, und nicht ich. Ich bin ich so vieler Hinsicht reifer als viele andere Menschen. Gewachsen an mir selber.

Irgendwie geht es nicht darum, Gesellschaftsfähig zu sein, zurück in dieses beängstigend, leistungsorientierte Leben zu gehen- sondern in erster Linie geht es darum, dass es mir besser geht.
Dass ich anerkenne wer ich bin, und wie ich mit mir selbst umgehen kann.
Darum geht es. Nicht darum, eine neue Maske aufzusetzen (die einem schon früher nicht gestanden hat) und eine neue Rolle anzunehmen.

Ich habe meine Leben immer strickt getrennt. Einmal das Leben, in dem ich versuche, gesund zu werden, zu mir selbst gut zu sein, und dann gab es das Leben, zu dem ich früher oder später zurück muss. Arbeiten, Kinder haben, Haus kaufen, Geld haben, noch mehr Geld haben. Leistungsdruck.

Aber das wären ja wieder die Voraussetzungen, um erneut krank zu werden.
Warum sollte ich mir die also wieder schaffen?
Vielleicht muss ich ja gar nicht zurück, sondern vorwärts?

Vorwärts in eine Zukunft, in der es mir gut geht und die besser zu mir passt als alles, was bisher war.

"Create a life you don´t need to escape from"- Seth Godin

12. September 2016

Die letzten Tage sind etwas extrem. Entweder denke ich an das, was das Leben mir bieten kann. Reisen, Menschen zum Lächeln bringen, schreiben, lesen, immer wieder etwas tun, wo mein Herz dabei ist. Oder grade dieser Moment. Ich sitze in unserem Eingangszimmer, ja, ich hab sowas. :D sitze vor dem alten Schaufenster, im Sessel, höre "Hillsong United- Oceans" und schreibe, neben mir brennen zwei Duftkerzen. Ja, ich werde das Foto noch hochladen, nachträglich.
Dieser Moment ist so schön, dass ich am liebsten weinen würde. Etwas in mir ist bewegt.

Aber dann gibt es in den letzten Tagen auch das andere Extrem.
Ein völlig irrationaler Teufelskreis der Gedanken. Angefangen hat das an einem Tag, als ich vor lauter Arbeit nicht zum Essen gekommen bin. Die letzte Woche hatte ich nicht frei, wir haben alle an der anstehenden Premiere gearbeitet, die dann auch ein sehr großer Erfolg war. Aber irgendwann Donnerstag fing es dann an, dass meine Gedanken zu kreisen anfingen. Ich wollte nicht mehr leben, weil ich niemanden hatte. Ich fühlte mich alleine, und vor allem nutzlos. Ich habe nachgedacht, wie ich mich umbringen könnte und habe Nachforschungen dazu angestellt. Während einer Theaterprobe.

Und am Ende bin ich einfach bei der naheliegendsten Möglichkeit geblieben. Sich zu Tode hungern.
Am nächsten Tag ist mir aufgefallen, dass das quatsch ist. Nichts essen führt zu Depressionen, die führen wieder zu nichts essen wollen. Und in meinem letzten Post habe ich doch grade noch festgestellt, warum es sich lohnt, zu leben, zu atmen, ich habe von Freunden gesprochen, davon, dass ich Angst habe und das es Gründe für eine Essstörung gibt.
Ich habe eine pro / contra Liste geschrieben für oder eben gegen die ES.
Und wie gesagt, manchmal bin ich ganz euphorisch angesichts der ganzen Möglichkeiten, die ich in meinem Leben habe.

Aber ich glaube, ich habe einfach Angst davor. Angst vor meiner Zukunft, wenn ich mich nicht an Selbstzerstörerische Verhaltensweisen Klammern kann, wie an einen Rettungsring.
Aber Sie retten niemanden. Sie würden mich früher oder später töten, wenn man bedenkt, was sie mit einem machen. Wenn man bedenkt, was man sich selbst antut.

Was har Lilly Lindner einmal so schön festgestellt?

Die Zeit vergeht zu schnell für längst vergangene Gefühle.
Das habe ich gelernt,
während sich Ana meine Gedankenfreiheit und meinen Verstand ausgeliehen hat.
Hungrige Selbstversuche.
Selbstmordversuche.
Ana till the end.
Aber am Ende stirbt nicht Ana.
Am Ende stirbst du selbst.


Und ach ja.
Die Contra-ES-Seite hat gewonnen. Sie muss einfach gewinnen. Wieder und immer wieder!
Denn wirklich.
Das Leben kann so viel mehr. ♥

10. September 2016

Über Zeitverschwendung und Weitermachen

Ich habe immer Angst, meine Zeit zu verschwenden.
Zeit, die man nicht definieren kann, Zeit, die man nicht hat. Denn keiner weiß, wie lange er noch lebt. Das heißt, keiner besitzt Zeit, viel eher könnte die Zeit uns besitzen. Aber so würde sie wohl niemals denken.
In den letzten Wochen, seit die Arbeit wieder angefangen habe, bin ich viel in meinem Kopf zugegen. Eigentlich bin ich immer viel in meinem Kopf, erforsche meine Gedanken und meine Geschichte.
In den letzten Tagen bin ich vor allem da, um herauszufinden, woran ich arbeiten kann, um zu lernen, mein Leben als das zu akzeptieren, das es ist. Wertvoll.
Wert. Voll.
Dinge, an denen ich arbeiten möchte, die mich belasten. Und eines davon sind diese Momente, wo man sich einfach aus der Realität flüchten möchte. Und für jene von uns, die einmal in der Welt voller Zahlen waren, liegt nichts mehr auf der Hand, als durch eine ES Realitätsflucht zu betreiben. Zumindest ist das bei mir so.
Wenn ich also überfordert bin, dann kommt manchmal dieser Gedanke:
"Wenn du einfach ab jetzt gar nichts mehr isst, nie mehr, dann musst du dich gar nicht mehr mit deiner Umwelt auseinandersetzen. Dann kannst du die Verantwortung endlich abgeben, erst an die Krankheit, dann an Ärzte, und eventuell an Menschen, die dich lieb haben."
Dann folgen meist ein paar Tage, wo ich mich zum Essen zwingen muss, bis ich merke, dass das Prinzip des Nicht-Essens scheiße ist und nur zu depressiven Momenten führt.

Soweit so gut. Ich komme klar, Rette mich immer wieder aus diesen Löchern.
Aber gehen wir zurück zum Anfang des Posts.

Ich habe immer Angst, meine Zeit zu verschwenden.
...
Ist es nicht irgendwie Zeitverschwendung, wenn man Probleme verdrängt, und stattdessen hungert? Wäre es nicht wesentlich effizienter, sich einen Tag Auszeit zu nehmen und dann langsam zu versuchen, mit seinem Problem UMZUGEHEN. Egal wie langsam man dann im Endeffekt vorankommt, man ist immer noch schneller, als wenn man eine Woche verliert, weil man sich mit ES-Gedanken rumschlägt. Und das Problem, was dich überfordert, wird wahrscheinlich auch kleiner, wenn du vielleicht einen Freund fragst, ob dieser eine Idee dazu hat, wie du damit umgehen kannst.
Zumindest können dir Freunde besser mit solchen Problemen helfen als mit deinem Monster im Kopf, dass dir sagt, dass du dich jetzt lieber zu Tode hungern sollst, weil das ja viel einfacher ist.

Ja. Vielleicht ist das einfacher als das Leben.
Aber wirklich. Wollen wir wirklich sterben oder gibt es ganz andere Ängste oder Sehnsüchte in uns?

Bei mir ist es Angst, nicht geliebt zu werden, der Wunsch nach Ablenkung von meinen alltags-Problemen. Und ich habe eine HEIDENANGST davor, dass ICH ALLEINE für mich verantwortlich bin. Dafür, was ich mit meinem Leben mache. Das ist verdammt gruselig.
Aber ich mache auf jeden Fall alles falsch mit dieser Verantwortung, wenn ich mich selbst zerstöre. Das geht also in die völlig falsche Richtung. Ist Kontra-Produktiv.

Also lieber in eine positive Richtung gehen.
Weitermachen.
Richtung Leben. Leben.
Was bedeutet das?

Und da, sehr geehrte Damen und Herren.
Wären wir bei der Sinnfrage. Und die.
Muss wohl jeder für sich klären.
Aber habt keine Angst, dein Sinn im Leben muss nicht jetzt der gleiche sein wie in einer Woche, es kommt nicht darauf an, dass du einen Sinn im Leben hast und ihm folgst. Dein Leben lang.
Es kommt darauf an,
dass du jetzt. Im Moment. Heute, oder nur in dieser Sekunde.
Weißt.
Warum es sich lohnt zu atmen.