12. April 2020

Mein 27. Lebensjahr

Hallo ihr Lieben,

in den letzten Monaten habe ich immer wieder angefangen, etwas zu schreiben, gespeichert, und nie weiter geschrieben.
Es ist auch wieder wahnsinnig viel passiert.

Mein ganzes Leben lang warte ich auf mein 27. Lebensjahr, zumindest so ein bisschen.
Passiv sozusagen, da die Zahl so schön klingt.
Seit November ist es da. Seit ca. 5 Monaten. Diese 5 Monate waren geprägt von völlig anderen Dingen, als denen, von denen ich es erwartet bzw. ersehnt hatte.
Ich dachte, ich laufe einen Halbmarathon, ich mache eine große Reise, ein paar Wochen ins Ausland. Ich dachte, ich baue vielleicht an einem Bulli herum. Oder an eigenen Theaterprojekten.
Ich dachte, ich schreibe an einem Buch oder einem Blog über meine Erfahrungen, wie Theater Gutes tun kann.
Zusammengefasst, ich lebe ein paar meiner Träume aus.

Stattdessen hat mich vor 8 oder 9 Monaten die Depressions- Welle gepackt, mich unter sich begraben und schleudert mich seitdem von oben nach unten, in ihren Sog hinein. Die Kraft zu schwimmen nimmt die Energie, die mir fehlt. Fehlt, um Träume anzugehen, oder auch mal fehlt, um überhaupt aufzustehen. Mein 27. Lebensjahr ist also eher von einem Kampf geprägt.
Den Kampf, mir Hilfe zu erlauben und sie mir auch zu holen.
Seit nunmehr 11 Jahren kenne ich vorübergehende depressive Episoden. Aber sie waren eben immer das: Vorübergehend.
Dieses Loch ist länger, größer, dunkler, beängstigender.
Also muss ich stärker kämpfen. Andere Waffen wählen, als immer nur die Ablenkung.

Seit ca. 2 Wochen hilft mir ein Medikament, durchzuhalten. Ich war einfach zu unsicher, ohne die Arbeit, die mir seit Jahren als Ablenkung Nummer 1 durchs Leben hilft. Durch Corona ist auch nicht wirklich absehbar, wann es da weitergeht.
Aber Medikamente allein können nicht die Lösung sein. (Schon allein die anfänglichen Nebenwirkungen und dieser Gedanke, dass grad Dinge in deinem Kopf passieren, die vielleicht nicht ganz natürlich sind, sind irgendwie beängstigend und eher ein Contrapunkt).

Also habe ich mich vor ca 5 Wochen in einer psychosomatischen Klinik angemeldet- warte gerade auf die Zusage meiner Krankenversicherung- erst dann bekomme ich einen Platz auf der Warteliste.
Und auch dann ist nicht klar, in wie weit Aufnahmen verzögert werden, wegen der Pandemie.

Kennt ihr das auch? Immer wartet man. Man wartet quasi auf Besserung, oder Lebensumstände oder Leute, die einem helfen. Beizeiten warte ich aber auch auf mich selbst. Weil eigentlich bin ich ja die einzige, die mir helfen kann.
Ich habe genug gewartet. Und hab sowohl mit dem Medikament als auch mit der Klinik- Anmeldung einen Schritt in die richtige Richtung gewagt. Eine Richtung, mit der ich mir selbst helfe. 

Denn eigentlich möchte ich in 3 Jahren nicht immer noch von diesen Dunklen Löchern schreiben.
Lieber von einem Slalom drum herum.


Ich wünsche euch allen ein schönes Oster- Wochenende, an dem die Sonne die Erde zum strahlen bringt :)



Eure Neva :)