10. August 2016

Jeder Mensch hat seine Geschichte, es kommt darauf an, ob dieser Mensch mit dieser Geschichte umgehen kann, ob er sie tragen kann, oder ob er es noch lernen muss...

Ich habe meine Geschichte, sie setzt sich aus vielen kleinen Bausteinen zusammen, die Trennung meiner Eltern, das Zerbrechen meiner Familie, die ersten, gescheiterten Beziehungen, Probleme mit meinen Mitschülern. All das hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin.

All das, und noch so viel anderes. Auch positive Dinge gehören zu meiner Geschichte.
Das Campen, viele Jahre lang, an der Nordsee, die Familienfeiern, meine Freunde, meine Hobbys, Geschichten, die ich gelesen habe. Eigentlich alles. Jede Erfahrung, jede Erinnerung.

Aber ich kann meine Geschichte nicht tragen, nicht ertragen. Sie ist zu schwer für mich, weil ich lange, lange Jahre damit verbracht habe, sie von mir wegzuschieben, sie nicht an mich ranzulassen.
Und wenn ich das jetzt will, dann muss ich lernen, mir selbst zu vertrauen.
Mir darin zu vertrauen, dass ich wieder neu lerne, was gut für mich ist, neu lernen, auf mich zu achten, und vielleicht Stück für Stück, mich mit Menschen auseinandersetzen, die mich verletzt haben, mit Situationen auseinandersetzen, die mich krank gemacht haben, die mir Schmerzen bereitet haben.
Aber dann. Muss ich auch sehen, wenn es irgendwann erstmal gut ist. Ich will mich nicht überfordern.
Ich vermute, dass ich mich seit Jahren immer nur selbst überfordere, mit meinem ewigen Gedanken Karussell, mit meinen ewigen Gedanken, dass ich nicht gut genug für etwas sei.

Ich möchte aufhören, ständig zu denken, ich möchte lieben, ich möchte meinem Herzen folgen, und ich möchte endlich wissen, dass ich einen Wert habe. Ich möchte für mich selber wertvoll sein.
Ich möchte das sehen und verstehen können.
Und ja, ich möchte meine Geschichte tragen können.

Viele würden meine Geschichte als naja, einfach, ich weiß nicht. Verglichen mit jemandem, der ganz andere Dinge durchgemacht hat, der z.B. seine Eltern verloren hat, oder seinen Geliebten, verglichen damit ist das irgendwie Kleinkram?
Aber irgendwie denke ich auch, es ist MEINE GESCHICHTE, ich muss damit klar kommen. Und wenn es schwierig für mich ist, dann darf es das sein.
Jeder hat sein Päckchen zu tragen, und jeder hat auch ein Recht darauf, dass das Päckchen auch ernst genommen wird. Von sich selbst und wenn man mag, auch von anderen.

Liebe Grüße,
Neva

1 Kommentar:

  1. Hey Neva :)
    Oh ja, ich hab mich gestern auch so sehr über meine Nicht-Gemeinschafts-Dusche und mein eigenes Bett und das allein in meinem Raum schlafen gefreut. xD Wir waren in einer wirklich etwas üblen und schmutzigen Absteige mit einem unheimlich laut knarzenden Doppelstockbett und scheinbar Wänden aus Papier. Und dem Horror Gemeinschaftsduschen. Aber Du warst campen oder? Dann bin ich mal lieber ganz still. :D Ich bin ja eigentlich nicht soo anspruchsvoll, aber was Schlafen in fremden Betten mit anderen Personen im Raum angeht, bin ich echt ne Diva... Und mein Kaffee MIT (veganer) Milch war heute morgen auch was Schönes. ♥
    Danke für Deinen Input. :) Rezepte oder sowas wird es von mir auch nicht geben, es sei denn mir gelingt mal etwas wirklich gut, aber ich bin eine lausige Köchin, das mache ich eben frei Schnauze, und backe selbst nur nach Rezepten, die es schon gibt. Aber ich glaube, zu dem Thema "Vegan nach Essstörung" werde ich noch einen oder mehrere weitere Teile schreiben, da schwirren mir schon Iden im Kopf herum.
    Bei mir ist das so, dass ich entweder den ganzen Tag voll gepackt haben muss mit Arbeit und Terminen und Belastung. Oder ich bin den ganzen Tag faul und mache gar nichts Sinnvolles. Da bin ich ein absoluter Ganz-oder-gar-nicht-Typ. Die Frage nach dem Stellenwert von verschiedenen Dingen finde ich auf jeden Fall interessant. Ich glaube, so final zufrieden oder klar kann ich mir darüber noch nicht sein. Momentan ist alles so unstet und ich befinde mich in der Phase, in der ich darüber nachdenken muss, was ich als nächstes mache mit meinem Leben, nach dem Studium, und wie ich das mit dem Geld alles schaffen soll und gleichzeitig steht da diese wichtige Aufgabe Bachelor-Arbeit im Raum. Es ist irgendwie wieder einmal so eine Umbruchzeit, das ist manchmal überfordernd, andererseits macht es mir auch Spaß, ich organisiere und recherchiere einfach gerne und brainstorme und finde Ideen. Die Umsetzung ist dann nur immer das Problem. xD
    Zu Deinem Post: Ich glaube, das Problem, seine Geschichte als bedeutend genug einzustufen, hat einfach jeder. Egal wie "schlimm" sie objektiv oder gesamtgesellschaftlich betrachtet ist. Ich denke auch oft: Verglichen mit anderen ist das ja alles echt nicht so schlimm. Aber genau das ist der Fehler: Das Vergleichen. Menschen sind viel zu unterschiedlich um sich wirklich miteinander vergleichen zu können. Außerdem gibt es immer sowohl Dinge, die schlimmer erscheinen, als auch Dinge, die weniger schlimm erscheinen als die eigenen. Und wenn ich mir überlege, dass ich meine Erlebnisse abwerte, während andere ihre im Vergleich mit meinen noch weiter abwerten... Das ist doch blöd. Statt sich immer mit dem Abwerten der eigenen Probleme zu beschäftigen, sollte man doch lieber die Dinge, die gut laufen, hoch bewerten und annehmen und ausbauen. Aber ich weiß, wie schwer das ist. Und wie wenig gern es gesehen wird, sich selbst gut zu finden. Das ist wirklich schade. Aber Du scheinst ja auf einem guten Weg des Aktzeptierens zu sein. :)
    Alles Liebe ♥
    L

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