30. August 2016

Du wirst nicht verlassen, sobald es dir besser geht.

Hallo meine Lieben,
dieser Post wird etwas persönlicher (haha, ist ja nicht so, als wäre hier alles mega persönlich), und wahrscheinlich etwas länger. Es geht um eine Erfahrung, die ich in den letzten Therapiestunden gemacht habe.
Letzte Woche hat mich meine Thera gefragt: "Würden Sie auf dem Stand, auf dem Sie jetzt sind, noch einmal eine Therapie anfangen wollen?"
Hm. Die Frage hat mich aus der Bahn geworfen. Ich habe sie so verstanden, als wäre die Therapie jetzt Fertig, als müsste ich jetzt alleine weiter machen. Weiter. MACHEN. Als würde ich alleine gelassen. Wieder einmal.

Heute war ich wieder bei ihr. Ich habe ihr gesagt, was die Frage mit mit gemacht hat, diese Angst davor, keinen Halt zu haben, alleine zu sein.
Sie hat das niemals so gemeint. Sie wollte mir sagen: Schauen Sie mal, wie weit Sie schon gekommen sind! Sie hat sich gefreut, dass ich ihr gesagt habe, was mir Angst macht.
Und dann haben wir darüber geredet, wie weit ich bin,
Ich selber fühle mich, als stehe ich vor dem letzten Schritt, der letzte Schritt, um vor den Essproblematiken und dem SVV sicher zu sein.
Ich trage alles in mir, was ich brauche, um meine Krisen anders zu bewerten, und auch anders zu bewältigen. Ich muss es nur wollen, es üben und eine Motivation haben, warum ich endlich endlich endlich, raus aus der Dunkelheit will.
Das ist auch ein schwieriges Thema. Man muss es wollen.

Meine Therapeutin hat das mit dem "laufen lernen" eines Kindes verglichen. Erst fällt es oft hin, und kommt immer wieder zu einem stabilen Punkt (Mutter / Vater) zurück, und irgendwann kann es laufen. Die Theorie, wie laufen GEHT, die kann ein Kind wahrscheinlich relativ schnell, und beim üben lernt es auch immer mehr dazu.

Aber ein Kind hat so eine große Motivation dahinter.
Ein Kind freut sich so sehr, die große weite Welt zu entdecken.
Zumindest glaube ich das.
Aber wofür möchte ich "laufen lernen"?
Wofür möchte ich leben lernen?

Ich glaube, ich werde eine neue Seite hier öffnen, auf diesem Blog, sie "the reason" nennen und sammeln. Dinge, für die es sich lohnt zu leben. Dinge, für die es sich lohnt.

Um nochmal auf meinen Post-Titel zurück zu kommen:

Ich dachte früher, als ich noch sehr in meiner Selbstzerstörerischen Welt lebte, dass es Bedingungen gibt, die ich erfüllen muss, um geliebt zu werden.
Entweder muss ich perfekt sein, oder ich muss zu krank sein, um perfekt sein zu können.

Und da ich alles andere als perfekt war, wurde ich krank.
Wenn ich jetzt wieder gesund bin, dann bin ich trotzdem immer noch nicht perfekt.

Mittlerweile weiß ich aber, dass ich das auch gar nicht sein kann. Und das Liebe keine Bedingungen stellt, zumindest, wenn sie von den Richtigen Menschen kommt. (Eltern jetzt mal vorweg gesehen, weil die wollen dich ja erziehen und loben dich, wenn du perfekt bist und so weiter und so fort. Egal, anderes Thema).

Vielleicht hat die Frage in der Therapie mich deshalb so fertig gemacht, weil ich Angst hatte, alle würden mich verlassen, wenn es mir jetzt wieder gut geht... Ich weiß es nicht.
Aber ich kann auch andere Dinge weitergeben an andere. Ich kann gute Laune weitergeben, ich kann Menschen anlächeln, und ich kann Menschen zuhören, wenn sie jemanden zum zuhören brauchen. Ist das nicht auch etwas Wert?
Vielleicht mehr Wert, als diese gezwungene Liebe, die mir Menschen geben, weil sie denken, dass ich mich sonst umbringe? (übertrieben gesagt)
Vielleicht sind das auch nicht die Richtigen Menschen, wenn sie nur mit dir rumhängen, weil du interessant bist, weil du krank bist.

Also, was ich sagen will, ist , dass es wahrscheinlich ein total irrationaler Gedanke ist, dass Menschen mich verlassen, wenn es mir besser geht. Weil meine Freunde und ich erleben viel schönere Momente, wenn es uns allen gut geht.
Und ja. Früher oder später werde ich mich von meiner Therapeutin loslösen müssen. Aber ich denke, wenn dieser Zeitpunkt gekommen ist, dann werde ich das vielleicht sogar wollen.
Und für den ersten Moment hat sie mich ziemlich beruhigt, und mir gesagt, dass wir erstmal noch 17 Stunden haben, und wir uns bald einfach überlegen, wie es weitergehen soll. Sie wird mich nicht wegschicken, bevor ich mich nicht bereit dafür fühle. Und wow.

Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen.

Liebe Grüße,
eure Neva

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