10. September 2016

Über Zeitverschwendung und Weitermachen

Ich habe immer Angst, meine Zeit zu verschwenden.
Zeit, die man nicht definieren kann, Zeit, die man nicht hat. Denn keiner weiß, wie lange er noch lebt. Das heißt, keiner besitzt Zeit, viel eher könnte die Zeit uns besitzen. Aber so würde sie wohl niemals denken.
In den letzten Wochen, seit die Arbeit wieder angefangen habe, bin ich viel in meinem Kopf zugegen. Eigentlich bin ich immer viel in meinem Kopf, erforsche meine Gedanken und meine Geschichte.
In den letzten Tagen bin ich vor allem da, um herauszufinden, woran ich arbeiten kann, um zu lernen, mein Leben als das zu akzeptieren, das es ist. Wertvoll.
Wert. Voll.
Dinge, an denen ich arbeiten möchte, die mich belasten. Und eines davon sind diese Momente, wo man sich einfach aus der Realität flüchten möchte. Und für jene von uns, die einmal in der Welt voller Zahlen waren, liegt nichts mehr auf der Hand, als durch eine ES Realitätsflucht zu betreiben. Zumindest ist das bei mir so.
Wenn ich also überfordert bin, dann kommt manchmal dieser Gedanke:
"Wenn du einfach ab jetzt gar nichts mehr isst, nie mehr, dann musst du dich gar nicht mehr mit deiner Umwelt auseinandersetzen. Dann kannst du die Verantwortung endlich abgeben, erst an die Krankheit, dann an Ärzte, und eventuell an Menschen, die dich lieb haben."
Dann folgen meist ein paar Tage, wo ich mich zum Essen zwingen muss, bis ich merke, dass das Prinzip des Nicht-Essens scheiße ist und nur zu depressiven Momenten führt.

Soweit so gut. Ich komme klar, Rette mich immer wieder aus diesen Löchern.
Aber gehen wir zurück zum Anfang des Posts.

Ich habe immer Angst, meine Zeit zu verschwenden.
...
Ist es nicht irgendwie Zeitverschwendung, wenn man Probleme verdrängt, und stattdessen hungert? Wäre es nicht wesentlich effizienter, sich einen Tag Auszeit zu nehmen und dann langsam zu versuchen, mit seinem Problem UMZUGEHEN. Egal wie langsam man dann im Endeffekt vorankommt, man ist immer noch schneller, als wenn man eine Woche verliert, weil man sich mit ES-Gedanken rumschlägt. Und das Problem, was dich überfordert, wird wahrscheinlich auch kleiner, wenn du vielleicht einen Freund fragst, ob dieser eine Idee dazu hat, wie du damit umgehen kannst.
Zumindest können dir Freunde besser mit solchen Problemen helfen als mit deinem Monster im Kopf, dass dir sagt, dass du dich jetzt lieber zu Tode hungern sollst, weil das ja viel einfacher ist.

Ja. Vielleicht ist das einfacher als das Leben.
Aber wirklich. Wollen wir wirklich sterben oder gibt es ganz andere Ängste oder Sehnsüchte in uns?

Bei mir ist es Angst, nicht geliebt zu werden, der Wunsch nach Ablenkung von meinen alltags-Problemen. Und ich habe eine HEIDENANGST davor, dass ICH ALLEINE für mich verantwortlich bin. Dafür, was ich mit meinem Leben mache. Das ist verdammt gruselig.
Aber ich mache auf jeden Fall alles falsch mit dieser Verantwortung, wenn ich mich selbst zerstöre. Das geht also in die völlig falsche Richtung. Ist Kontra-Produktiv.

Also lieber in eine positive Richtung gehen.
Weitermachen.
Richtung Leben. Leben.
Was bedeutet das?

Und da, sehr geehrte Damen und Herren.
Wären wir bei der Sinnfrage. Und die.
Muss wohl jeder für sich klären.
Aber habt keine Angst, dein Sinn im Leben muss nicht jetzt der gleiche sein wie in einer Woche, es kommt nicht darauf an, dass du einen Sinn im Leben hast und ihm folgst. Dein Leben lang.
Es kommt darauf an,
dass du jetzt. Im Moment. Heute, oder nur in dieser Sekunde.
Weißt.
Warum es sich lohnt zu atmen. 

1 Kommentar:

  1. Wooow deine Worte in diesem Post haben mich sehr berührt. Da sind so viele Gedanken, die ich auch schon mal empfunden habe.
    Vielen lieben Dank für dein Daumen drücken!!
    Es war katastrophal hart. Ich flehe innerlich das ich bestanden habe.
    Mein Thema mit der Zeit ist gerade, das ich in ihr ein bisschen gefangen bin. Denn ich muss nun 3-4 Wochen auf die Ergebnisse warten. Ich kann nichts tun in der Zeit. Keinen Einfluss nehmen. Mich nur von Tag zu Tah bewegen und in den Stunden umherwälzen. Mich fragen "Was wäre wenn nicht?" und das 'was wäre wenn' vergiftet mich dann jedes Mal aufs neue. Aber ich will vorbereitet sein falls es grauenhaft mit nicht bestehen endet. Also bin ich in Erwartungshaltung auf das schlimmste, weil enttäuschte Hoffnungen mir immer mehr weh getan haben. Es ist entsetzlich...dabei kann Zeit auch Raum zur Gestaltung sein. Für Gutes.
    Eine schwierige Phase gerade für mich.

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