5. Januar 2017

Gedankengewusel

Haha. Ich hatte so passenderweise heute Vormittag wieder Therapie.
Ich war dann mal ehrlich, hab auch von meinem Blog erzählt, von der Community, die wir  hier irgendwie immer noch so ein bisschen sind. Von den Dingen, die mir den Start in dieses Jahr etwas vermiest haben. Gestern Abend und heute morgen habe ich noch ein bisschen geweint, aber insgesamt geht es mir besser. Viel besser.
Ich weiß gar nicht so genau, wie ich beschreiben soll, was gerade in mir ist, was das für ein Gefühl ist. Ich lerne jedes Mal etwas neues in der Therapie. Etwas neues über mich, über meine Geschichte, über Zusammenhänge. Sowas halt.
Heute bin ich irgendwo angekommen, Oder angefangen irgendwo anzukommen. Oder angefangen irgendwo hinzugehen. Gedanklich. Jaja. Vielleicht war ich an diesem oder einen ähnlichen Punkt aber auch schon hundertmal. Ich weiß es nicht.

Mein Wunsch ist es immer, möglichst viel von diesem einen Gefühl zu bekommen. Ihr kennt das bestimmt. So ein "Nest-Gefühl".Man fühlt sich geborgen, geliebt, ruhig, entspannt. So könnte man sein ganzes Leben verbringen, und man wäre zufrieden.
 Ich suche dieses Gefühl, und ich will so oft so gerne zurück in die Kindheit, bzw. in die Zeit vor der dunklen Zeit, mein Gott, das ist schon fast 10 Jahre her, dass ich in meiner "Sorglosen" Vergangenheit gelebt habe. Jedenfalls wollte ich immer dahin zurück, weil ich gedacht habe, da hätte ich immer dieses "Nest-Gefühl" gehabt.
Das ist der Punkt, warum ich das Theater zu meiner zweit-Familie gemacht habe, der Punkt, warum ich eigentlich immer auf der Suche nach Liebe und einer anderen Familie bin.

Aber heute hab ich mal darüber nachgedacht, dass ich dieses "Nest-Gefühl" gar nicht gehabt haben kann. Ich war ein ganz anderer Mensch, ein sehr schüchternes kleines Mädchen. Ich war sehr leistungsorientiert, und ja, ich war viel draußen, und viel glücklich, aber immer zufrieden, ruhig und entspannt ist man wohl einfach nicht dauerhaft, oder? Ich glaube, das ist ganz einfach nicht möglich.

Ich glaube, da nach meiner Kindheit einfach direkt die große Scheiße kam, mit der Ausgrenzung, der Einsamkeit, der Depression, glorifiziere ich die Zeit davor einfach in gewisser weise. Mache sie besser, als sie im Endeffekt war.

So. Ende vom Lied ist eigentlich, dass mein größter Wunsch, nämlich das Nest-Gefühl dauerhaft zu haben, quasi jede Minute meines Lebens, dass der wahrscheinlich nicht mal erfüllbar ist. 

Aber irgendwie ist das jetzt keine bedrückende Erkenntnis,
Irgendwie zeigt mir diese Erkenntnis gerade eher, dass jeder Lebensabschnitt irgendwie anders ist.
Das ich wohl nie wieder dahin zurückgehen kann, wo ich herkomme, weil ICH mich immer weiter entwickelt habe. Und vielleicht kann ich ja auch lernen, dass ich die Momente, in denen ich das "Nest-Gefühl" habe, genieße, Und mir einfach welche "mache" wenn ich sie brauche.

Also, irgendwie ist das in meinem Kopf auch noch so ungeordnet, und gerade heute habe ich nach der Therapie in der Bibliothek gesessen und so viel kam in meinem Kopf und ist in meinem Tagebuch gelandet. Jetzt habe ich das Gefühl, auf irgendetwas großes gestoßen zu sein. Aber ich kann es noch nicht so richtig fassen, was es ist.

Also, auf jeden Fall geht´s mir ganz gut wieder. Ein bisschen überfordert, aber das ist wohl auch irgendwie Normalzustand. Jetzt wo ich diesen ganzen Krams geschrieben habe, liest es sich, als hätte ich das alles schon 500 x irgendwie geschrieben oder gesagt. Aber die Dinge kommen langsam an. Auch wenn man darüber schreibt, hat man sie nicht automatisch für sich geklärt.

Auf dem Rückweg habe ich mir ein paar Dinge überlegt, die mir in Zukunft wichtig sein sollen, quasi.



Ich möchte:

- Dinge tun, die entspannen: in der Bibliothek sitzen, lesen, mich mit Freunden treffen, Gitarre spielen

- ich möchte öfters meinen Kopf einfach auf Papier ausleeren. Und manchmal hilft es auch, von früheren Problemen und Lösungen zu lesen.

- Ich möchte nicht vermissen, dass ich "keine Familie mehr habe"denn ich habe eine, und so unglaublich einfach war das noch nie mit denen. Ich kann viel besser versuchen, die schönen Momente zu würdigen, die ich mit ihnen erlebe. 

-ich bin ich. Ich muss mich nicht unbedingt von anderen Menschen beeinflussen lassen. 
Auch nicht von deren Problemen. 
Wenn ich helfen kann, ja, gerne, aber nicht, wenn sie mich selbst triggern oder so.

- vielleicht kann ich aufhören, einem Gefühl oder einem Wunsch hinterher zu laufen, den ich so in der Art gar nicht haben kann. Ich werde nie wieder in einem so unglaublichen sicheren Nest sitzen, weil ich in Wirklichkeit nie in einem saß. Das denk ich nur rückblickend nach der ganzen Scheiße. 
Dass es vorher besser war. 
Aber eigentlich bin ich mitten im Leben angekommen.

-Ich könnte meinen Freunden vertrauen, dass sie da sind für mich, wann immer sie die Kraft dafür haben. Da sind die eigentlich  zuverlässiger als meine Familie.




Das alles sind vielleicht irgendwo "Vorsätze". Vielleicht muss ich endlich abschließen. Vielleicht muss man jeden Tag abschließen, mit dem, was war. Ich weiß es nicht.
Aber nach vorne gucken ist wohl immer die beste Idee.
Tja. Sorry für diesen ewig langen Post. Ich hab euch lieb.


Und ich? Ich wollte dir sagen, dass du wunderschön bist, genau so, wie du bist. Und dass es egal ist, was sie uns angetan haben, wer auch immer sie sind und wer wir seitdem geworden sind.
Ich wollte dich bitten, es besser zu machen als ich. 
Ich wollte dir sagen: Hör auf zu rennen.
Wir sind doch längst da. - Lilly Lindner (Winterwassertief)



Eure Neva

2 Kommentare:

  1. Hey! Hey, oh wie lang hab ich hier nicht kommentiert. :) Auf jeden Fall, danke, danke, danke für deinen lieben langen Kommentar... Es ist irgendwie gut zu hören, dass man auf eine Art verstanden wird und keine Ahnung, einfach die Gedanken von jemand anderem über sein eigenes Gedankenwirrwarr zu hören. Ich hab mir tatsächlich nochmal alte Bolgeinträge durchgelesen und davor hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, wow, so viel ist wie damals, ich bin wieder ein bisscvhen wie die 18-jährige Luisa und alles. Aber beim Lesen hab ich gemerkt,d as stimmt gar nicht. Ich bin schon sehr viel weiter, und das in vielerleich Hinsicht. Ich bin nicht mehr am gleichen Punkt und deshalb bedeuten die ganzen Dinge jetzt auch nicht dasselbe, obwohl ich natürlich trotzdem aufpassen muss und das tu ich weiterhin. Achja, keine Ahnung, was ich noch sagen soll, aber danke dir. :) <3
    Fühl dich feste gedrückt und dein Post da oben, der hat mir auch Mut gegeben. :)
    Luisa

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