3. Oktober 2019

Wer ich sein wollte...

Ich wollte immer die Starke sein.
Schon als Kind. 
Wollte die Familie zusammenhalten.
Kontrollieren, worauf ich keinen Einfluss hatte.
Suchte mir Vorbilder,
Menschen, die es nicht gibt. 

Charaktere aus Büchern, Filmen, Serien. 
Oder eben reale Menschen, die ich eben so einschätzte, stark, unabhängig, kraftvoll.
Dabei machte ich mich immer abhängiger.
Abhängig von Bildern, Vorstellungen, unerfüllbaren Ansprüchen.

Ansprüchen, die ich zu meinen Erwartungen machte.
Erwartungen, die keiner an mich hatte.
Nun weiß ich das. 
Vielleicht.
Manchmal. 

Ich bin nicht die, die ich sein wollte.
War es nie. 
Ich bin zerbrochen. Kaputt gegangen an einer Realität, 
die ich immer "falsch" eingeschätzt habe.

Heute war ich draußen, nach Wochen, die stressiger nicht sein konnten, habe ich am Auszugs-Wochenende gemerkt, wie "schwach" ich doch bin. Wie sehr ich von dem Bild entfernt bin, das ich erreichen wollte.
Die Krankheit wütete in meinem Kopf. Ich war machtlos.
Und habe zeitweise aufgegeben. War nicht stark. Habe nichts kontrolliert.
Mein Kopf hatte den Ausschalter betätigt.
Und meine Mitmenschen mussten es "ausbaden".

Nun stehe ich da. Mit diesen Erfahrungen und stehe da. 
Bin da. 
Ich. 
Wie ich bin. 

Ich wollte nie das schwache Glied sein.
Dieses Wochenende habe ich mich so gefühlt.
Alle haben gewerkelt, haben sich angestrengt, waren aktiv.
Und ich.
Bin einfach ausgefallen. Irgendwie. Rein Thematisch.
Doch wäre es nicht stark, sich jetzt endlich endlich allem wirklich und ehrlich zu stellen?
Aktiv loszulegen, zu erforschen, wie was zu was führt, wie ich weitermachen kann?

Ich glaube, ich rede mir ein, dass alles gut ist. Immer dann, wenn es gerade "rund läuft".
Wenn es aber eher eckig läuft, was dann?
Früher lief es fast jeden Tag eckig, da bin ich weg. Dafür bin ich dankbar und ich weiß, dass das ein Fortschritt ist.
Aber wenn der Stress zu groß ist...
Fühle ich mich schwach.
Hilflos.

Wäre es nicht auch stark, daran zu arbeiten. An und gerade IN den stressigen Phasen?
Wäre es nicht auch stark, meine gefühlte "Schwäche" zu benutzen, und daraus etwas zu machen?
Wäre es nicht auch stark, meine eigenen Dämonen kontrollieren zu können und ...

ja, und dann?
Geschichten zu erzählen. 
Theater zu machen.
Anderen Dämonen entgegenzutreten und zu schreien: "Stop, so geht es nicht!"
Dämonen entgegenzutreten und die Kraft aufzubringen, Stop zu sagen. 
Kraft zu sammeln.
Und. 
Zu sein. 
Die ich bin. 
Nicht die, die ich immer sein wollte. 
Denn so einen Übermenschen gibt es nicht. 


Danke.

Und nein. Ich bin mir nicht sicher. Dass das der Weg ist. Aber eine Möglichkeit. Ich bin nicht sicher, aber irgendwie ist es mein Wunsch. Wenn ich nicht schon dieser Übermensch sein kann, dann doch wenigstens einer, der gemeinsam mit seinen Dämonen etwas auf die Beine stellt... und nicht kapituliert. Die Frage ist nur. Wie.
Aber das klärt sich sicher noch :D

2 Kommentare:

  1. Du kannst andere nicht kontrollieren und das Außen nicht. Aber du allein entscheidest, was mit dir und deinem Leben passiert. Niemand sagt dir, was du tun sollst. Du musst niemandes Erwartungen erfüllen, du bist nicht dafür verantwortlich, dass es anderen gut geht. Aber du bist dafür verantwortlich, dass es dir gut geht bzw. du die besten Voraussetzungen dafür schaffst. Wenn es dir gut geht, wird diese Energie automatisch auf andere Menschen übergehen. Weil es erst dir selbst gut gehen muss, bevor andere von deinem Rat und deiner Fürsorge profitieren können.
    Ich bin bei dir ♥️

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  2. Hi Neva, habe eben deinen Blog entdeckt und finde es total schön, wie du schreibst.
    Jeder hat doch in Stressituationen einen Hänger und kann nicht aktiv sein. Mach dich deshalb nicht selbst fertig. Du musst nicht produktiv sein und etwas Tolles auf die Beine stellen. Kümmer dich um dich, hör auf deinen Körper und deine Seele, was sie brauchen um sich gut zu fühlen. Das ist das wichtigste. Alles Liebe wünsche ich dir ♡

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