18. September 2017

Hallo ihr lieben Leserinnen und Leser, 

nun war es längere Zeit still hier, und genau weiß ich auch nicht, woran das liegt.
Mein Leben ertrinkt momentan in Gefühlen und Geschehnissen, und dennoch- schwimme ich oben.
Es ist fast zu viel Intensität- aber eben nur fast.

Ich bin verliebt, ich habe so viele liebe Menschen um mich, und ich bin mir bewusst darüber. Und ja, natürlich hat auch die Arbeit wieder voll zugeschlagen nach den Ferien, sodass zu dem ganzen Gefühlsgedusel auch noch 40-60 Stunden Arbeit in der Woche kommen.

Es geht mir wahnsinnig gut. 
Und heute, wo ich endlich einen ganzen freien Tag habe (es kommt mir zumindest wie ein "endlich" vor) freue ich mich wahnsinnig.
Ich kann endlich ein bisschen schreiben, und auch nachdenken. Das ist so schwierig in diesen intensiven Wochen. In Ruhe nachdenken.
Ich denke da über Dinge nach, wie z.B. den Fakt (und ja, es ist ein Fakt), dass ich mich vor 7 Monaten das letzte Mal geschnitten habe, und wie weit dieses Thema sich bisher entfernt hat.
Das ist die Bestätigung, dafür, dass ich etwas Richtig mache und auch dafür, dass ich mich nicht nur glücklicher und gesünder fühle, sondern, dass es tatsächlich so ist.

Seit März ungefähr geht es mir fast durchgehend gut, seit März habe ich immer wieder Momente, die einfach überwältigend sind- im positiven Sinne.
Und jetzt.
Jetzt bin ich verliebt.

Und dann frage ich mich: Hängt das zusammen?
Gesund werden, glücklicher sein, und dann? Ist man dann offener für die Menschen um einen rum?

Ich wusste nie, wie ich jemanden kennenlernen sollte- ich war aber auch immer viel zu sehr mit meinen Problemen beschäftigt. Jetzt muss ich mich nichtmehr tagein- tagaus mit ihnen beschäftigen, und kann meine Aufmerksamkeit auch mal auf andere richten und zack! - ich musste gar nicht kennenlernen- ich kannte schon. :)

Vor 2-3 Wochen, als ich meine letzte Therapiestunde hatte habe ich nachher in mein Tagebuch geschrieben:
"Ich habe gesagt, dass wenn ich doch arbeiten muss, dass wir dann ja gemeinsam Mittag machen können, und da hat Fr. A. gesagt, dass wäre ja auch eine schöne Idee, weil allein Essen ja schon ein Problem war.
Aber wie klein ist das im Vergleich zu dem, was gerade wichtig ist? Wie schlimm ist es, 2 Tage den Appetit zu verlieren, wenn man eine schwierige Entscheidung getroffen hat, oder dass man aufpassen muss, wenn irgendwo ein Buffet rumsteht, nicht in alte Muster zu verfallen?
Wow. Wie konnte das jemals mein Lebensinhalt sein?"

Und das ist so eine Tatsache, die mir einfach immer mal wieder in den Kopf kommt... wie kann man sein Loch, seine kleine dunkle Welt vorziehen, wenn man so viel mehr haben kann?
Klar, seine kleine dunkle Welt ist bekannt, ist sicher (wenn man davon mal absieht, dass man sich versehentlich umbringen könnte, emotional gesehen ist sie vielleicht bzw. erscheint sie einem sicherer) aber wenn man sich Zeit gibt, aus dem Loch rauszuschauen, und in kleinen Schritten über den Rand steigt, dann sieht man erstmal, was man alles haben kann.
Und.
Das tut so verdammt gut.

Ich habe vor ein paar Tagen gedacht: Wow. Es ist schon September. Bald werde ich 25. Was habe ich dieses Jahr überhaupt gemacht, die Zeit, sie fliegt.

Und ja. Ich habe so unfassbar viel gemacht dieses Jahr. Für mich. Für mein Selbstvertrauen, für meine Gesundheit und für meine Freunde. Eigentlich kann ich stolz sein.
Und mich mögen.
Dafür, dass ich hier immer noch bin und meilenweit davon entfernt bin, zurück ins Loch zu klettern, weil es ruft.
Und ja. Es ruft. In schwierigen Situationen oder in den Wochen wo ich einfach zu viel vorhabe, in denen ich mich überfordere.
Aber hilft es da, in das Loch zu steigen? Kann man dann nicht besser ein paar Schritte zurückgehen und gucken, ob man nicht doch irgendwo etwas Zeit für sich freischaufeln kann?

ich war mit M. noch ein paar Tage an der Nordsee ♥


Für die guten Dinge im Leben, die ich neben Freunden noch brauche?
lesen, schreiben, nachdenken, spazieren... So etwas halt.
Weil ja, Gesellschaft ist mir wichtig, aber diese anderen Dinge eben auch, und deshalb sollte man sie auch als Priorität haben. Sich erlauben, seinen wichtigen Dingen auch Zeit einzuräumen. :)

Puuuh, was ein langer Post.
Ich hoffe, er ist nicht zu durcheinander, ich gebe zu, er ist einfach runtergeschrieben, ich wollte das alles nur allzu gern loswerden :)

Alles Liebe und einen guten Start in die Woche,
eure Neva

2 Kommentare:

  1. Hey Neva,
    du musst dich für nichts entschuldigen.
    Ich kann verstehen, dass es anstrengend ist und hoffe, dass du deine Priorität ein bisschen auf dich selbst verlagern kannst.

    Lesen ist für mich eines der wichtigsten Dinge. Neue Welten. Schön, dass du auch liest- und dann auch noch diese Leidenschaft mit Harry Potter begonnen hat. Besser gehts nicht (;

    Das muss ein guter Kumpel sein, ich kann mir vorstellen, dass dir seine Worte sehr geholfen haben.
    Und er hat Recht- bis auf zwei Aspekte. Erstens kannst du immer nur das tun, was die Gesellschaft dir auch erlaubt, zu tun. Zweitens kannst du nur das tun, was dir deine Gesundheit erlaubt.
    Ich bin erwerbsunfähig- da geht nicht (mehr) viel. Aber du hast Recht: Ich kann tun, was ich muss, damit es mir so gut geht, wie es mir eben gehen kann. Selbst in diesem engen Rahmen gibt es Möglichkeiten. Dankeschön dafür, diese Worte schreibe ich mir auf. Und danke für deine anderen Worte, das ist wirklich lieb von dir.

    Ich wünsche dir alles Glück bei deinem Traum und es freut mich, dass du diesen Weg tatsächlich gehen kannst. Für mich stand das Geld auch nie im Vordergrund und ich finde, dass es das auch nicht tun sollte. Glück lässt sich nicht kaufen.

    Ich denke, es hängt tatsächlich zusammen, dass man Menschen klarer sieht, wenn nicht immer mindestens ein Auge auf einen selbst gerichtet ist. Die Notwendigkeit, hinzusehen, ist nicht mehr gegeben. Du kannst jetzt in die Welt blicken. Wie du selbst schreibst, ist die Krankheit nicht mehr dein Lebensinhalt- du kannst dein Leben jetzt mit beliebigem Inhalt füllen- vor allem wohl mit Gesundheit und Glück.

    Ich liebe diesen Absatz:
    " Und das ist so eine Tatsache, die mir einfach immer mal wieder in den Kopf kommt... wie kann man sein Loch, seine kleine dunkle Welt vorziehen, wenn man so viel mehr haben kann?
    Klar, seine kleine dunkle Welt ist bekannt, ist sicher (wenn man davon mal absieht, dass man sich versehentlich umbringen könnte, emotional gesehen ist sie vielleicht bzw. erscheint sie einem sicherer) aber wenn man sich Zeit gibt, aus dem Loch rauszuschauen, und in kleinen Schritten über den Rand steigt, dann sieht man erstmal, was man alles haben kann."
    Und diesen hier:
    "Es ruft. In schwierigen Situationen oder in den Wochen wo ich einfach zu viel vorhabe, in denen ich mich überfordere.
    Aber hilft es da, in das Loch zu steigen?"
    Das ist so wahr und reflektiert. Du hast da einen unglaublichen Weg geschafft und ich freue mich ehrlich für dich, dass es so gut läuft.
    Hoffentlich kannst du dir immer so viel freischaufeln, dass Ausgleich möglich ist und du nicht irgendwie in das eine oder andere Extrem kippst.

    Ich finde Romane von Neva toll, dankeschön (;
    Dir auch einen guten Start und eine hoffentlich weniger stressige Woche.
    Alles Liebe

    AntwortenLöschen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (https://just-trying-anything-else.blogspot.de/p/datenschutzerklarung.html) und in der Datenschutzerklärung von Google (https://policies.google.com/privacy).