23. September 2017

Der Umgang mit schlechten Gefühlen...

Puh, wie die Zeit vergeht... schon wieder ist Herbstanfang. Vor ein paar Jahren wäre das alleine schon ein Grund gewesen, die Decke über den Kopf zu ziehen und zu verzweifeln.
Diesmal ist es eher anders, ich denke darüber nach, wie viel ich geschafft habe, und was sich geändert hat dieses Jahr.
Im November 2015 habe ich noch einmal eine Therapie begonnen. Damals dachte ich, dass ich gar nicht in der Lage wäre, mit Negativem umzugehen. Ich hatte es stumpf nie gelernt. Ich hatte eben die falschen Dinge gelernt, einen eher destruktiven Umgang mit negativen Gefühlen.
Vielleicht auch von den falschen Menschen, ich hatte ja einfach niemanden in der Zeit, der mir etwas anderes hätte beibringen können als das, was eine damalige Bekannte mir vorlebte und das, was ich tagein, tagaus in Foren und auf Blogs las, die mir ein flüchtiges Zuhause boten.

Später sagte meine Therapeutin: "Das war stark von Ihnen, hier her zu kommen, gerade weil Sie Angst davor hatten, was sie mit sich machen, sollten Sie die Abschlussprüfung nicht schaffen. Das war ja auch schon ein guter Umgang mit der Angst und Ihrer Ablehnung sich selbst gegenüber. Da haben sie sich wenigstens einmal akzeptiert und eine Lösung für ihr Problem gesucht."

Es ging mir damals nicht durchgehend schlecht, ich habe mich nur bei jeder kleinsten Schwierigkeit in mein Loch verkrochen. Ich hatte den Wunsch, meine Verantwortung für mich selbst noch einmal abzugeben, quasi noch einmal Kind zu sein. Da gab es mehrere Möglichkeiten. Absturz, Klinik, Tod. Ganz gesund werden war einfach keine Option.
Da wäre ich zwangsläufig auf mich gestellt gewesen. Was sich dann viel später als nur halbwahr herausstellte und auch als gar nicht so schlimm...

Es gibt aber auch ganz andere Möglichkeiten, mit der Verantwortung besser klar zu kommen:
- Mit Freunden sprechen (und damit die Verantwortung gefühlt zu teilen),
- alles, was einen beschäftigt aufzuschreiben und einen Überblick gewinnen,
- die Freiheiten erkennen, die ein eigenverantwortliches Leben auch mit sich bringt.

Jetzt sehe ich all diese Dinge, jetzt sind sie sogar zu einer realistischen Alternative geworden, die oft genug über die selbstzerstörerischen Optionen siegen.
Im Laufe der letzten 2 Jahre habe ich auch irgendwann gelernt und schließlich angenommen, dass schlechte Gedanken, Gefühle und Ereignisse einfach zum Leben dazugehören.
Ich dachte immer, ich muss sie loswerden, um glücklich werden zu können.

Fakt ist: Das geht nicht. 

Aber im Laufe der Zeit habe ich eben auch gemerkt, dass ich das gar nicht muss, dass es eher darum geht, Dinge anzunehmen und einen Umgang mit ihnen zu finden, der möglichst nicht gegen mich selbst ist, sondern der mir hilft und gut tut.
Gerade bei dem selbst verletzendem Verhalten, und den Essproblemen, da war das wahrscheinlich einer der größten Schritte um loslassen zu können.
Akzeptanz.

Man kann eben nicht von heute auf morgen Verhaltensweisen ablegen, die seit Jahren einen Schutzmechanismus und einen Problemumgang darstellen.
Also habe ich erst einmal akzeptiert, dass ich eben meine Probleme damit habe, und mir gesagt, dass das schon okay ist, ab und an mal einen Rückfall zu haben, solange ich danach wieder "weiterkämpfe".
Manchmal ist es noch sehr schwierig, wenn es mir nicht gut geht, NICHT zu diesen Mitteln zu greifen, dann muss ich mich ablenken, bekomme die Gefühle nicht aus mir raus, werde wütend und schlage auf Dinge ein. Aber auch das ist besser als sich selbst aktiv zu verletzen. Aber der Gedanke, der Automatismus ist raus. (Und hey, wir reden jetzt hier von einem Wut Ausraster in 2 oder 3 Wochen, am Anfang gab es die jeden zweiten Tag :D)

Und ich glaube, daran liegt es auch, dass die Pausen zwischen zwei Rückfällen immer größer werden. Und größer, und größer... bis irgendwann zwischen zwei Rückfällen 2 Jahre liegen und ich mich vielleicht nicht mehr daran erinnern kann, warum ich das jemals getan habe.

Ja. Man kommt leider nicht um die schwierigen Dinge im Leben herum, aber man kann auch lernen, sein Augenmerk auch auf die schönen Dinge zu legen, um diesem tristen grauen Alltag zu entfliehen.
Am Anfang mögen es noch ganz kleine, schöne Dinge sein: die Farbe eines Baumes, die Wärme in deinem Bett, der Duft von gutem Essen, Menschen, die einfach nett sind.
Und dann werden es mehr: Menschen, die öfters nett sind und denen du dich öffnen kannst, das Gefühl spazieren zu gehen, in einem Café zu sitzen und in ein Notizbuch zu schreiben, das Gefühl, von dem grau in dir für ein paar Minuten am Tag entfliehen zu können.

wie passend dieses Foto einfach ist ♥


Und irgendwann. 
Wird alles bunt. 
Gestern war alles bunt. Obwohl es Nacht war. 
Ich bin gelaufen, habe getanzt und gesungen, sah wahrscheinlich aus wie eine Wahnsinnige,
hab auch so geklungen :D 
War ich wahrscheinlich auch. 
Wahnsinnig glücklich. Weil es bunt in mir ist. 
Weil ich endlich endlich ENDLICH die Dunkelheit in mir, hinter mir lassen kann.


Habt ein schönes Wochenende, ihr Lieben, und schaut mal, was es Schönes zu finden gibt in dieser Welt. 

Eure Neva

1 Kommentar:

  1. Unser Regenbogen *.*
    Die bunte, verrückte, rattenliebende, warme, konfettiregenglitzernde Neva. Die mag ich ganz schön doll. Und stark ist sie auch noch, glitzerpowerstark.
    Du hast viel geschafft und wirst noch mehr erreichen! <3
    L

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