6. August 2017

Wenn die Angst dich abhält...

Hallo ihr Lieben.
Ich stehe öfters an dem Punkt, dass ich Angst habe, nicht gut genug für etwas zu sein. Am häufigsten stehe ich an diesem Punkt, wenn es um meine Arbeit geht, meinen Job. Die Veranstaltungstechnik.

Witzigerweise hält mich diese Angst davon ab, für meinen Job dazuzulernen. Zumindest glaube ich das. Ja, ein bisschen Faulheit ist schon auch dabei, aber wenn ich diese beiden Dinge erstmal überwunden habe, dann macht mir das Lernen richtig Spaß.

Es ist dann ja schon etwas merkwürdig, dass man diese Angst, etwas nicht gut genug zu können, überhaupt hat. Wenn sie dich nämlich davon abhält, dazuzulernen und zu wachsen, dann führt die Angst theoretisch irgendwann dazu, dass du "nicht gut genug" bist. Weil du nichts dafür tust, Kenntnisse dazu zu gewinnen, oder eben nur sehr wenig.
Aber wie kommt ein Mensch überhaupt zu diesem Gedanken.
Ich bin nicht gut genug. Ich hab es gar nicht verdient, Fachkraft zu sein. Das war nur Glück, dass ich diese Abschlussprüfung geschafft habe.

Gut genug für was? Oder für wen?
Ich habe in dem Zusammenhang über Perfektionismus nachgedacht, dass ich alles immer richtig gut machen will. Aber ich glaube das ist es nicht. Aber es spielt mit rein.
Die "Gesellschaft" (sei mal außer Frage gestellt, was das überhaupt ist) wird zu enormen Leistungsdruck erzogen, von Eltern, von Bewerbungsverfahren, vom Berufsleben, in Sportvereinen zu Kindertagen,... diese Liste könnte wohl endlos sein.
Ein Kind, oder ein Mensch an sich ist ständig der Anforderung ausgesetzt, gut sein zu müssen, wird gelobt, wenn es etwas gut macht (bei mir war das so), bei anderen fing das Lob erst bei sehr guten Leistungen an. Da hielten meine Mitschüler es dann schon schlecht, ein gut oder befriedigend im Heft mit nach Hause zu bringen, eben weil sie dafür keine Anerkennung erhielten.

Das ist wohl der Keim für Perfektionismus, zumindest glaube ich das. Anerkennung, gar Liebe nur zu erhalten, wenn man die besten Noten mit nach Hause bringt, wenn man zu den Besten der Klasse zählt, wenn die Mutter mit einem stolzen Lächeln vom Elternsprechtag wieder heim kommt.

Damit ist der Leistungsansatz, das Leistungsdenken, in einem Menschen auf einer ähnlichen oder gleichen Ebene mit dem Wunsch nach Anerkennung. Ein Zusammenhang, der nicht einfach aufzubrechen ist. Es gab Zeiten, in denen ich dachte, ich könne nur durch sehr gute Leistungen oder durch Krankheit Liebe und Zuwendung bekommen. Heute weiß es es zum Glück besser :)
Ich kann Liebe und Zuwendung oft auch bekomme, in dem ich mit Menschen zusammen bin, mit ihnen Lache, schöne Dinge unternehme, Umarmungen zulasse, versuche, "ganz ich selbst" zu sein.

Und doch bleibt die Angst, nicht gut genug zu sein und des Titels "Fachkraft" nicht würdig.
Wenn ich nicht dazulerne, dann kann ich das "nicht gut genug sein" darauf schieben, nicht genug gelernt zu haben, bzw. mich nicht gut genug vorbereitet zu haben.
WENN ich aber lerne, und DANN nicht gut genug bin, dann hab ich keine Ausrede mehr. Dann kann ich diesen Job wohl einfach nicht, ob ich lerne oder nicht.
Versteht ihr was ich meine? Ich halte mir die Ausrede offen, für mich selber. Damit ich mich nicht im Schlimmsten Falle hassen muss.

Aber ich mag auch nicht an mir, dass ich nicht lerne.
Das ist also ein komischer Teufelskreis.
Der einzige Ausweg:
Lernen und merken dass ich es eben DOCH kann.

Ja. Rom wurde nicht an einem Tag erbaut, und es wird wahrscheinlich ein lebenslanger Prozess sein bis ich das Gefühl habe, viel zu können und meinen Job gut zu machen und den Titel Fachkraft zu verdienen. Das hat aber auch einfach etwas mit Selbstachtung und Selbstliebe zu tun. Und da bin ich ja bekanntlich auf einem guten Weg.
Das ist sogar mir bekannt.

Also nehme ich jetzt auch das mit auf meinen Weg.
Ich möchte mir beweisen, dass ich wertvoll bin und mich sehr wohl in einem von Männern dominierten Job beweisen kann, wohlfühlen kann und vor allem selbstbewusst fühlen kann.

Ja Leute.
Und so befinde ich mich auf einer Reise zu mir selbst, die nie Enden wird.
Ankommen ist ein Mythos.

Spaziergang letzte Tage mit K. :)

4 Kommentare:

  1. Ich finde deinen Text sehr sehr schön! Die Angst ist ein Teil von dir und von uns allen. Ich glaube, du kannst weitaus mehr, als du denkst! Und ich glaube, dass ist etwas, was dich so besonders macht!
    Gib nicht auf. Und denk an deine Stärken.
    Du bist stärker, als die Angst.
    Und besonders.
    Liebe Grüße
    https://wegausmeinermagersucht.blogspot.de/

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  2. Hallo Neva,
    ich hoffe, die Reise zu dir selbst gestaltet sich nach deinen Wünschen. Vielleicht kommst du mal an den Punkt, an dem du es gut findest, dass sie nicht endet. Ich habe mich schon oft gefragt, was man macht, wenn man ankommen sollte. Das Erreichen des Ziels genießen? Wird das nicht irgendwann.. langweilig? Oder ist es gar nicht möglich, anzukommen, weil man immer daran arbeiten muss, diesen Zufriedenheitsstatus beizubehalten? Wie auch immer freue ich mich zu hören, dass du auf einem guten Weg bist. Ich denke, solange du Angst hast, wirst du sie auch bekämpfen wollen. Also kannst du daraus vielleicht auch etwas gewinnen. Auch wenn ich hoffe, dass sie nicht zu viel an deinen Kräften zehrt und du nicht aufgibst.
    Alles Liebe von einem bisher stillen Mitleser

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  3. Hey Neva,
    ich glaube, du hast mir mit den Worten wirklich den Tag versüßt.
    "Ich bin nicht sicher, ob es einen sinnvollen Grund für deren Existent gibt, aber sicher gibt es einen. Für jeden einzelnen Menschen ja irgendwie auch, und da sind ja auch solche Hohlbirnen drunter... da ist ne Mücke sinnvoller. Irgendwie... "
    Da stellt sich schon die Frage, ob es überhaupt einen Sinn gibt, wenn so viel Sinnlosigkeit herrscht.

    Glückwunsch, dass du sechs Monate ohne Selbstverletzung geschafft hast. Du scheinst ja wirklich auf einem guten Weg zu sein. Das freut mich.
    Ja, ich denke, Wände zu verkloppen ist legitim (;

    Auf sich selbst stolz zu sein und so reflektieren zu können, bestätigt ja, dass du reifer als viele andere bist. Du hast jedes Recht, das zu genießen und ich hoffe, du kannst das ganz lange.

    Ich denke, alles ist immer weiter auszuarbeiten und auszubessern. Man kann immer Fehler finden, aber man findet sie oft an falschen Stellen, wenn man Unzufriedenheit spürt. Ich denke, du kannst alles an dir stärken, was du stärken willst und solange du an dir arbeitest, kann es nicht schlechter werden. Aber vergiss bitte nicht, vor allem mit dir zu arbeiten.
    Kann ein Ziel nur Zufriedenheit und Glück sein oder würden da zu wenige Erfolgserlebnisse passieren?

    Mir geht es... weißt du, ich kann diese Frage nie beantworten. Aber ich meine, ich lebe und ich habe manchmal sogar Freude daran. Also kann ich mich nicht beschweren.
    Ich möchte definitiv kämpfen und vieles ändern, ja.

    Inzwischen glaube ich auch, dass man aus jeder Hölle rausfinden kann, solange man nur wirklich möchte und Eingeständnisse und Kompromisse macht.

    Danke, Neva, deine Worte zu lesen war sehr schön. Ich wünsche dir ebenso ein erfüllendes Wochenende.
    Alles Liebe

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  4. Hey Neva, danke dir, das ist lieb von dir.
    Ich hoffe, dir geht es trotz dem Stress einigermaßen gut und du findest hier und da ein paar Lücken, die dir Zeit für dich offenhalten.
    Alles Liebe

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