1. März 2017

Zwei Steine

Hallo ihr Lieben,
ein Freund hat mir ein Buch ausgeliehen, "Die Kuh die weinte" von Ajahn Brahm.

Dieses Buch ist im Grunde eine Sammlung von kleinen Geschichten, die zum Denken anregen sollen.
Um eine dieser Geschichten soll es jetzt hier in diesem Post gehen.

Es ist tatsächlich die Allererste in dem Buch.

Im Grunde baut da einer eine Mauer, und am Ende bemerkt er, das zwei Steine schief sitzen. 
Ihm sind diese zwei Steine ein Dorn im Auge, er möchte die Mauer gerne abreißen und noch einmal von vorn beginnen. 
Dies wird ihm verboten, und die nächsten Monate und Jahre schämt er sich immer für diese zwei nicht perfekt sitzenden Steine.
Irgendwann sagt ein anderer Mann zu ihm: "Ja, klar, da sind zwei Steine nicht ganz gelungen, aber da sind auch 200 andere Steine, die wirklich gut gesetzt sind."
Und ab da fängt der Erste an, auch die schönen Steine zu sehen, nicht nur das Unperfekte.
Und Jahre später sieht er die beiden Steine nicht mal mehr, weil er nur noch das ganze sieht, eine stabile Mauer. 

So. Ja. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich der Geschichte hier gerecht werde mit dieser stümperhaften Zusammenfassung, aber das ist ja auch nicht so wichtig.

Wichtig ist mir die Aussage der Geschichte.

Wir richten unsere Aufmerksamkeit fast immer erstmal auf das Schlechte, das Unperfekte,
Und das, obwohl es doch so viel mehr in unserem Leben gibt, auch schöne Dinge.

Das lässt sich auf so vieles beziehen, wirklich!
Zum Beispiel auf meiner Arbeit, da gibt es Positives und Negatives, aber oft denke ich eben nur an das Negative, und das zieht mich runter.
Dass da aber auch jede Menge netter Menschen sind, die mich mögen, und unterstützen, das vergesse ich neben dem ganzen Stress viel zu oft!

Und auch in meiner Familie ist das so. Meine Familie ist nicht mehr so toll, seit meine Eltern sich haben Scheiden lassen, und es gibt viele Altlasten, und es wurden viele Fehler begangen, so auf zwischenmenschlicher Basis.
Aber an Weihnachten und im Sommer, da gibt es jeweils einen Tag, an dem wir zusammen sitzen und singen, Gitarre spielen und eine schöne Harmonie herrscht. Und ich habe meine Schwester, die ich sehr sehr gern mag und auf die ich mich immer verlassen kann.

Viel zu oft schauen wir nur auf die 2 schlechten Steine, egal, in welchem Bereich.
Auch bei uns.
Du bist schüchtern? Du hast viele Ängste? Ja, das ist schwierig, und vielleicht hast du auch eine Eigenschaft, die dich schwierig macht, (bei mir z.B. dass ich zickig werde manchmal oder dass ich Dinge gegen die Wand werfe oder sonsto wohin, wenn ich wütend bin)... aber deshalb ist man ja kein schlechterer Mensch als andere?

Es gibt auch viele schöne Dinge, die dich ausmachen, ganz bestimmt.
Du musst nur mal darüber nachdenken oder jemanden danach fragen?

Mir wird zum Beispiel oft gesagt, dass ich gut einen Draht zu anderen Menschen finde.
Dass ich mich von Kleinigkeiten begeistern lassen kann,
dass ich gut organisieren kann,
dass ich gut jemandem beibringen kann, ein Stück zu fahren,
dass ich empathisch bin,
Jah, gut.
Mehr fällt mir grad nicht ein, aber ich bin sicher, dass ich eben auch eine ganze Menge gutes in mir habe, und zwar auch schwieriges, aber das muss ja nicht im Vordergrund stehen!

Überlegt doch mal, wo euch eure zwei schiefen Steine begegnen und den Tag kaputt machen... Muss das wirklich sein? Gibt ja auch einfach so viele andere Kleinigkeiten, über die man sich freuen könnte.

Am besten guckt ihr euch nicht das Wetter an :D das ist mies momentan. Aber wird bestimmt bald besser. :)

Eure Neva :)

1 Kommentar:

  1. Liebe Neva :)
    die Idee uns auszutauschen finde ich ganz wunderbar.
    Bei deinem Post zu den zwei Steine habe ich mich daran erinnert, dass ich diesen Buchtitel kenne und immer mal lesen wollte. Wie schön also, dass du nun darüber schreibst. Meine zwei Steine sind wohl die Angst nicht zu reichen. Dieses Thema zieht sich schon eine sehr lange Zeit durch mein Leben. Mal aktiver und mal ruhender. Angst loszulassen..die zwei Steine loszulassen, um offen zu sein für all das andere ist ein Prozess. Einfach weil man eben ein Gewohnheitstier ist. Das gilt auch für die "schlechten/unheilsamen" Dinge in unserem Leben. Wenn man eine Weile damit lebt ist es vverblüffender Weise dann gar nicht so leicht das los zu lassen. Ich glaube weil eine Lücke entsteht von der wir nicht wissen was da nun hinkommt. Daher ist es sehr klug, es so zu machen wie in der Geschichte: All die anderen Steine zu betrachten..das Ganze.
    Das braucht Übung denke ich. Man sollte es wahrscheinlich einfach solange üben bis es normal geworden ist?

    Meine neue Arbeit ist sehr schön. Mich nur um einen Klienten zu kümmern ist eine schöne Sache. Auch wenn nicht alle Tage leicht sind. Manchmal fängt er von jetzt auf gleich ganz doll an zu weinen und ist in schrecklicher Verzweiflung und Not. Da er durch seine Einschränkungen sich nicht äußern oder mir zeigen kann was ihm fehlt muss ich dann einen starken Ruhepool für ihn darstellen, sodass er spürt, dass jemand ihn beschützt und die Situation mit ihm aushält, ihm etwas gutes tut. Mein kleiner Klient mag es in der Hängematte dann zu schaukeln oder besser gesagt er mag es wenn ich bei ihm bleibe und ihn im Ruheraum schaukel, das beruhigt ihn dann und irgendwann kann er dann wieder zurück zu den anderen Kindern in den Förderunterricht gehen. Manchmal rennen wir auch zusammen einfach draußen rum ,dass mag er auch sehr. Oder tauchen unsere Hände gemeinsam in die große Kirschkernkiste und lassen die Kerne wieder und wieder durch unsere Finger fließen. Chaos fürchtet er (was typisch für Autisten ist) und sucht dann häufig meine Nähe, weil er inzwischen weiß, dass ich ruhig reagiere und er bei mir sicher ist, wenn alles wirr und seltsam für ihn wird. Er mag Ruhe und Ordnung. Alles was übersichtlich und geordnet ist. Ich habe einen Lern- und Entwicklungsförderungsplan für ihn erstellt, der spielerische Übungen beinhaltet ,die ihm helfen sollen im Alltag zurecht zu kommen.

    Ich finde deine Idee anderen Leuten zu helfen durch deine Blogbeiträge übrigens richtig gut! Du schreibst in so einer schönen lebensnahen und -praktischen Weise über so viele Themen ,die jeden irgendwie betreffen. Das ist inspirierend und hilfreich :)

    Freue mich von dir zu lesen!
    Alles Liebe
    Fee <3

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